Risiken für junge und ältere Wildkatzen

Informationen zur Erstversorgung von Wildkatzen finden Sie hier:

BroschüreErstversorgung

Für viele Wildtiere ist es fraglos besser, wenn sie nicht in Menschenhand gelangen. Erst recht nicht, wenn sie den Makel des streng geschützten Tieres tragen.

Seit einigen Jahren ziehen wir auch bei uns kleine Wildkatzen auf oder haben immer mal wieder ausgewachsene, verunfallte Patienten hier.  Spannend, aufregend und nach wie vor ist die europäische Wildkatze etwas ganz Besonderes. Sie ist bekannt, nahezu berühmt geworden durch unzählige Aktionen des BUND.  Warum erfährt aber die Außenwelt von den hier untergebrachten Wildkatzen nicht wirklich viel davon?

Im Folgenden wollen wir Ihnen ein paar Beispiele zeigen, die  auf mögliche Risiken für Wildkatzen hinweisen  und erklären sollen, warum wir diese heimlichen Jäger möglichst weit von der Außenwelt abschotten.

Foto: privat

Dieses junge Kätzchen wurde völlig geschwächt aufgefunden und an einem Wochenende in  einem Tierheim abgegeben.

Trotz eingehender Beratung, was die Unterbringung, das Futter und vor allem das verabreichen von Medikamenten betrifft, wurde Katzennaßfutter und auch gleich eine Wurmkur gegeben, weil das                                                                                                            immer so gemacht wird.

Foto: Retscheider Hof

Lange Rede kurzer Sinn: während des Transportes zu uns  ist das Kätzchen dann verstorben.

Foto: privat

Kurz vor einem Wochenende wurde dies junge Wildkatze gefunden- mit einem gebrochenen Vorderlauf. Es erfolgte  keine Vorstellung bei einem Tierarzt, es sei munter und würde immer herum rennen, wenn die Hunde bellen. Auch würde es sehr gut das angebotene Katzennaß- und Trockenfutter nehmen, schließlich kenne man sich aus.  Auch hier erfolgte eine ausführliche Beratung, die jedoch ohne                                                                                                           Wirkung blieb.

Foto: Retscheider Hof

 Als es dem Kätzchen schlechter ging, bat man um Abholung.

Vor Ort konnte nur noch der Tod festgestellt werden.

Foto: privat

Die Unterbringung in Tierheimen, Tierarztpraxen oder ähnlichen Institutionen bedeuten einen hohen Infektionsdruck. Nach längerer Unterbringung in einem Tierheim war das Wildkätzchen bereits so hochgradig erkrankt, daß eine wochenlange, sehr aufwendige Therapie erforderlich war.

Foto: privat

Trotz aller Bemühungen konnte nur noch ein Auge gerettet werden.

Wirkung von Entwurmung und Spot on

Für Wildtiere gilt grundsätzlich:

Erst stabilisieren, dann medikieren!

Eine Medikation erfolgt grundsätzlich nur nach abgeschlossener Diagnostik UND einer Dosierung nach Gewicht!

Eine Entwurmung in Form von Tabletten oder Paste UND ein Spot on verkraften viele kleine Wildkätzchen nicht.

Video: privat

Immer wieder geraten auch Wildkatzen in die Schlagzeilen

Wir haben vollstes Verständnis dafür, daß eine Wildkatze spannend und aufregend ist. Die Tatsache, daß sie streng geschützt ist hat einen Grund! Obwohl wir schon sehr schnell mit dem Tierheim in Verbindung standen, eine Erstversorgung übermittelt und sogar ein Team-Mitglied beratend und informierend vor Ort war, mußten alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um weitere Foto-Shootings, unnötiger Aufenthalt, falsche Fütterung und eine „hellichter-Sonnentag-Auswilderung“ mit der gesamten Presse zu verhindern.

https://www.br.de/nachrichten/unterfranken/inhalt/festgefrorene-wildkatze-gemuenden-102.html

Solcher Streß ist ein absolutes NoGo!

Auch diese Kätzin hatte sehr viel Pech, weil sie nicht als Wildkatze erkannt wurde.

28.02.2015

Die Kätzin wurde gegen 20 Uhr mitten auf der Bundesstrasse gesichtet. Die Finderin hielt an, stellte fest, daß die Kätzin bewußtlos war und lebte und legte sie in den Fußraum ihres Autos. Auf dem Weg in die Tierklinik (ca. 40 km entfernt) wurde die Kätzin bereits wieder wach und verkroch sich in die Verkleidung des Autos.

In der Tierklinik wurde die Kätzin für die Nacht stationär aufgenommen. Da es sich um ein Fundtier handelte, erklärte sich ein Tierschutzverein bereit, anfallende Kosten zu übernehmen. Die Kätzin am Folgetag aus der Klinik (hochtragend und mit leichter Gehirnerschütterung) entlassen und auf einer privaten Pflegestelle (Finderin) untergebracht.

01.03.2015

Da sich die Kätzin nach wie vor nicht händeln ließ, wurde sie separat von allen anderen in einem Raum im Keller untergebracht. Da der Keller nicht über Fenster verfügte, versuchte die Kätzin mehrfach durch hochspringen an der Tür (was als „kennt Häuser von innen“ ausgelegt wurde), ihr Gefängnis zu verlassen.

03.03.2015

Die Kätzin brachte 4 Jungtiere auf die Welt. Ob die Kitten bereits tot geboren wurden, nach der Geburt verstarben oder von der Kätzin getötet wurden, kann nicht beantwortet werden. Es wurden alle toten Jungtiere entfernt und entsorgt.

Da sich auch nach dreimonatigem Aufenthalt in dem Kellerraum der Pflegestelle keine Fortschritte hinsichtlich der Händelbarkeit entwickelten, hat man die Kätzin nochmals eingefangen, kastriert  und  mittels Tatoo gekennzeichnet. Entgegen des Wunsches des Tierschutzvereins wurde die Kätzin in der Nähe des Fundortes wieder entlassen.

Ob sie im Anschluß an das Erlebte draußen noch eine Chance hatte, steht in den Sternen- zu vermuten ist es allerdings nicht.