Angiostrongylus vasorum

Als Lungenwürmer werden verschiedene Wurmarten bezeichnet, die während eines oder mehrerer Entwicklungsstadien die Lunge besiedeln. Relevante Lungenwürmer beim Rotfuchs sind, nach eigenen Untersuchungen, Fadenwurm-Arten wie Crenosoma vulpis, Capillaria aerophila und Angiostrongylusvasorum. Crenosoma v. und Capillaria ae. gehören zu den Standard-Parasiten und wirken, neben gelegentlichem Husten, wenig pathogen.  Hingegen ist ein Befall mit A. vasorum für den Rotfuchs als hochgradig pathogen anzusehen.

Biologie

A.vasorum  gehört zur Familie der Metastrongyliden und wird in der Literatur als „Französicher Herzwurm“ bezeichnet. Er befällt sowohl Haushunde, als auch wildlebende Caniden.

In Zwischenwirten wie Wegschnecken der Gattung Arion, anderen Nackt- und Gehäuseschnecken oder Grasfröschen entwickeln sich innerhalb von drei Wochen die Larven (L1) des A. vasorum zu infektiösen Larven (L3). Die Endwirte werden durch die Aufnahme der Zwischenwirte infiziert. Dabei gelangen die infektiösen Larven in den Verdauungstrakt, dringen in die Darmwand ein und wandern (nach ca. 10 Tagen p.i) über das Lymph- und Blutsystem in die Lungenarterie, aber auch in die rechte Herzkammer ein. Bereits nach 6 bis 8 Wochen beginnen die weiblichen Würmer mit der Eiablage. In den Blutkapillaren der Lunge schlüpfen die Larven(L1) und wandern in die Lungenbläschen ein. Von dort werden die Larvenhoch gehustet, wieder verschluckt und gelangen dann mit dem Kot in die Umwelt.  

Quelle: STUA Aulendorf/Lungenentzündung durch Angiostrongylus                              vasorum bei Füchsen in Oberschwaben

              ESCCAP: Angiostrongylus vasorum

Diagnostik

Der Nachweis von A.vasorum erfolgt mittels Kotprobe über das Auswanderungsverfahren nach Baermann-Wetzel.Die aus dem Trichterverfahren gewonnenen Larven werden mikroskopisch bestimmt.

Bei den von uns beprobten Tieren wurde bei positivem Nachweis von Angiostrongylus immer auch ein Befall mit Crenosoma v. oder Capillaria ae. nachgewiesen.

Symptomatik

Die hier beschriebene Symptomatik basiert auf unseren Beobachtungen von stationär aufgenommenen Rotfüchsen, die nach Kot-Probe A.vasorum positiv waren.

             

Nahezu alle Füchse sind in optisch einwandfreiem Zustand. Der Ernährungszustand kann unterschiedlich ausfallen, je nachdem, wie fortgeschritten die Angiostrongylose bereits ist. Die Füchse fallen durch eine deutliche Wesensveränderung auf, die häufig als „zahm“ beschrieben wird. Abwehrreaktionen werden nur sehr schwach bis gar nicht gezeigt. Die Kondition der Tiere ist mäßig bis schwach, die Füchse schlafen unnatürlich viel.

Im fortgeschrittenen Stadium ist die Sinneswahrnehmung der Füchse massiv eingeschränkt, was zu extremer Verzögerung von Rektionen führt. Typischerweise sind die Tiere in dieser Phase orientierungslos, da sowohl Seh- als auch der Gehörsinn bereits stark beeinträchtigt sind. Die Füchse sind nicht mehr in der Lage ihre Beute zu erjagen oder über den Geruchssinn Nahrung zu finden. Sie bewegen sich extrem langsam, mitunter auch schwankend, wobei die Rute meist steif nach hinten getragen wird.

Der Blick wirkt „leer“.



Bezeichnend ist plötzliches ablegen, einrollen und schlafen, ohne Rücksicht auf die Örtlichkeit.

Die Appetitlosigkeit dieser Tiere führen wir auf die massive Schädigung der gesamten Hirnleistung zurück,zumal das Fressen in solch einem Stadium nur animiert werden kann, wenn die Nahrung direkt ins Maul eingeführt wird.  

Bei fortgeschrittener Infektion zeigen sich zunehmend auch neurologische Symptome, wie das extreme Aufstellen der Schnurrhaare, Leftzenzucken, kurze Ruckartige Bewegungen des Kopfes (Vergleichbar dem Staupe-Tick), im Kreis Laufen/Drehen (dabei kann sich auch „Schwanz-Beißen“ zeigen), Umkippen der Hinterhand, usw.

Behandlung

Eine Behandlung ist möglich, sofern noch keinerlei neurologische Symptome vorliegen, vor allem der Fuchs in seinen Sinnesleistungen nicht eingschränkt ist. Es muß jedoch bereits nach wenigen Tagen mit schweren Embolien gerechnet werden, da die abgestorbenen Würmer in der Herzkammer und der Lungenarterie nur schwer abgebaut werden können. Ein Behandlungsversuch wird damit in Frage gestellt.

Die Schädigung des Gehirns durch kleine Thrombosen, die durch Eier und Larven verursacht werden sowie die mangelhafte Durchblutung, die  durch die adulten Würmer in der Lungenarterie und der rechten Herzkammer verursacht wird, sind irreparabel! Selbst wenn eine Behandlung erfolgreich verlaufen würde, wird das Tier nicht mehr wildbahntauglich und würde den Rest seines Lebens vor sich hinvegetieren, weder in der Lage Nahrung, noch Wasser selbständig aufzunehmen. Da eine solche Haltung für uns keine Option ist, wird nach abgeschlossener Diagnose euthansiert. 

Für Hundehalter gilt: Bitte sprechen Sie mit Ihrem Tierarzt über ein entsprechendes Management in Bezug auf Kontrollen und Entwurmungen!

Verbreitung

Bereits seit Jahren wird auf die Ausbreitung des Angiostrongylus v. auch innerhalb Deutschlands hingewiesen. 

Quellen: D. Barutzki und Roland Schaper (2009): natural Infections of Angiostrongylus vasorum and Cremosoma vulpis in Dogs in Germany (2007-2009)

J. Boch, R. Supperer (2006); Veterinärmedizinische Parasitologie, 6. Aufl. Parey Verlag Stuttgart

E.Großmann und K.Köhler, Lungenentzündung durch Angiostrongylus vasprom bei Füchsen in Oberschwaben ( 2011)

Nachfolgend finden Sie eine Karte, in der die von uns auf Angiostrongylus v. positiv getesteten Rotfüchse erfasst sind. Die Karte wird regelmäßig aktualisiert.  

https://www.google.com/maps/d/edit?hl=de&mid=1gyrJy-DhXoWhL0wFfLj4E5SPHPI0iczX&ll=51.4214559313284%2C7.171762299999955&z=8